Hanswilli Jenke ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Fixit TM Holding GmbH (www.fixit-gruppe.com), die mit rund 2.500 Mitarbeitern zu den führenden Anbietern im Baustoffbereich gehört. Zuvor war er Geschäftsführer beim Süddeutschen Verlag, kaufmännischer Direktor bei der ProSiebenSat.1 Media AG und Wirtschaftsprüfer bei KPMG. Außerdem ist er Familienvater zweier Kinder, seine Ehefrau ist ebenfalls berufstätig. Ein Managerleben, wie es im Buche steht. Wie behält man dabei die Bodenhaftung? Darüber haben wir uns unterhalten und dabei auch über Yoga und Meditation gesprochen.
Textyogi: Hanswilli, was hat dich zu dem gemacht, was du bist: Ausbildung, Erfahrung, Glück oder Gespür? Was waren die entscheidenden Stationen auf deinem Berufsweg?
Hanswilli: Es war eine Mischung! Zum einen gehört viel Arbeit dazu, um dauerhaft Erfolg zu haben – von nichts kommt nichts. Mit Arbeit meine ich auch Ausbildung: Ich habe BWL studiert und dann die Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer und Steuerberater oben drauf gesetzt, wodurch ich mir sehr viel Fachwissen angeeignet habe. Zudem war sicherlich auch ein Quäntchen Glück dabei, das mich an den entscheidenden Stellen weitergebracht hat.
Rückblickend glaube ich, dass mir vor allem meine klare Orientierung geholfen hat: Ich wusste schon in sehr jungen Jahren, dass ich mal „Chef sein“ – also eine Führungsposition innehaben wollte – und mit jungen Jahren meine ich wirklich jung: Dieses Ziel habe ich schon im Alter von zehn Jahren formuliert.
Fachkompetenz ist wichtig, später aber vor allem Empathie
Textyogi: Was braucht es deiner Meinung nach, um als Manager erfolgreich zu sein?
Hanswilli: Als Startpunkt: Fachkompetenz. Für eine Führungskraft ist es zunächst essentiell, dass sie sich fachlich gut auskennt – das steigert automatisch die Akzeptanz. Je weiter man aber auf der Karriereleiter nach oben klettert, umso weniger ist es möglich, in allen Bereichen, die man verantwortet, Bescheid zu wissen. Dann kommt es auf die Führungskompetenzen an, die meiner Meinung nach mit Sozialkompetenz/Empathie gleichzusetzen sind. Als Manager muss man sich auf Menschen einstellen können, um erfolgreiche Ergebnisse zu erhalten. Sicher gibt es Führungskräfte, die auch ohne Empathie erfolgreich sind – meist aber aufgrund von anderen Faktoren oder wegen ihrer Genialität. Für die Mehrheit sind Empathie und Sozialkompetenz ein Must-have!
Textyogi: Woher nimmst du deine Kraft und Energie?
Hanswilli: Für mich steht die Familie ganz oben – hier finde ich Rückhalt und kann aus dem Hamsterrad entkommen. Sportlicher Ausgleich wird auch immer wichtiger, vor allem je älter man wird. Meine Leidenschaft gehört dem Golfspielen – ich schätze daran auch den sozialen Aspekt: Golfspielen kann ich zusammen mit meiner Frau oder mit Freunden und ich kann es mit Reisen verbinden. Klar, ist es zeitintensiv, aber die Zeit nehme ich mir – v.a. jetzt, wo unsere Kinder größer sind.
Außerdem mache ich regelmäßig EMS – Elektromyostimulationstraining – ideal für Leute wie mich, die wenig Zeit haben: Innerhalb von 15 bis 20 Minuten trainiert man alle Muskeln – auf äußerst effektive Weise und natürlich unter Anleitung.
Zusätzlich übe ich Yoga, um meine Beweglichkeit aufrecht zu erhalten – und v.a. für den mentalen Ausgleich: Manchmal übe ich ein paar Yogaeinheiten mit einer DVD, sehe oft aber auch nur Entspannungseinheiten: Zehn Minuten im Liegen den ganzen Körper zu entspannen, erfrischt mehr als jeder Mittagsschlaf.
Textyogi: Wie bist du zum Yoga bzw. zur Meditation gekommen?
Hanswilli: Ich habe vor ungefähr zehn Jahren mit Yoga angefangen – mit einer befreundeten Yogalehrerin, die mir und meiner Frau Privatunterricht gibt. Seither haben wir mehr oder weniger regelmäßig Unterricht.
Außerdem hat mich eine Ayurveda-Kur in Sri Lanka wieder neu motiviert, eine entspannende Form von Yoga zu üben. Der Lehrer dort hat mit uns Mantren gesungen und physische, mentale und auch spirituelle Einheiten unterrichtet – das fand ich sehr schön.
Yoga hilft, ganz bei sich anzukommen – für ein paar Minuten frei zu sein
Textyogi: Inwiefern hilft dir persönlich Yoga bzw. Meditation?
Hanswilli: Ich verbinde Yoga v.a. mit Entspannung: Das hilft mir, nach einem Tag voller Meetings zu mir selbst zu finden – mich ein paar Minuten ganz auf mich einzustellen – frei von jeder Ablenkung, sei sie beruflicher oder privater Art. Denn wann sind wir schon wirklich ganz allein mit uns? Ohne Zeitung, Buch oder Internet oder allen anderen Einflüssen? Das ist für mich das Besondere an Yoga.
Textyogi: Kann Yoga allgemein dabei helfen, ein besserer Manager zu sein?
Hanswilli: Es schadet sicherlich nicht, wenn man ausgeglichener und besonnener ist. Ich bin dadurch definitiv ruhiger geworden und kann die Dinge mit mehr Distanz beobachten.
Textyogi: Im Yoga versucht man, bis an die eigenen Grenzen zu gehen, ohne sie zu überschreiten – lässt sich das auf die Führung eines Unternehmens übertragen oder ist das völlig abwegig?
Hanswilli: Für mich persönlich hat Yoga nichts mit Grenzen zu tun, ich bewege mich da eher in einem sehr entspannten Zustand – weit weg von allen Grenzen. Ich mache Yoga so, wie es mir gut tut – bin aber auch eher Anfänger. Von daher sehe ich da keinen direkten Zusammenhang. Allerdings finde ich Sport allgemein als Ausgleich gut und wichtig, wenn man im Beruf viel Leistung bringen muss.
Yoga für eine bessere Work-Life-Balance
Textyogi: Als Yogis suchen wir die Erdung, und wollen uns bewusst werden über die eigenen Muster. In vielen Managementseminaren lernt man als Teilnehmer genau das: sich selbst einzuschätzen, um mit diesem Wissen zielgerichteter agieren zu können. Warum stellen die Unternehmen ihre Mitarbeiter nicht einfach auf die Yogamatte?
Hanswilli: Es stimmt, man lernt sich besser kennen, weil man sich mehr mit sich beschäftigt. Aber das führt nicht unbedingt dazu, dass man sich richtig einordnet. Ich übe ja eher ein entspannendes Yoga – da lässt man vollkommen los, ohne nachzudenken. Trotzdem kann ich mir vorstellen, dass es Sinn macht, für die Mitarbeiter Yoga anzubieten – z.B. in den Pausen. Es muss natürlich auch angenommen werden.
Textyogi: Wo siehst du dich in 20 Jahren?
Hanswilli: Ich hoffe, dass ich mit Mitte 70 ein rüstiger, Golf spielender Rentner sein werde – und weiterhin gesund bleibe, das ist die Hauptsache im Alter. Aber im Moment denke ich noch nicht über den Ruhestand nach. Solange ich Spaß habe, mache ich meinen Job weiter – und solange ich ein Mehrwert für das Unternehmen bin.
Textyogi: Vielen Dank für das Interview!
Foto: Hanswilli Jenke, privat