Die staade Zeit, in der wir Stille suchen, liegt hinter uns und so manch eine oder einer sagt sich insgeheim: „So still war diese Zeit gar nicht“. Und sehnt sich umso mehr nach ein bisschen Stille. Denn die Zeit der Vorbereitung des Weihnachtsfestes muss nicht unbedingt still sein, ist meist eher hektisch, oft durchaus angespannt, manchmal sogar nervenaufreibend. Geschenke müssen besorgt, Karten geschrieben, die Einkäufe erledigt, das Heim poliert werden, hübsch will man aussehen und entspannt möchte man sein, doch was passiert, sobald all der Stress abfällt? Man wird krank, ist völlig erledigt, macht gar nichts mehr, isst zu viel, trinkt zu oft, etc., etc., etc. Das ist der Worst Case. Muss nicht so sein, ist aber gar nicht so selten.
Und dann knallt es auch noch
Nach den Weihnachtsfeierlichkeiten rappelt man sich wieder auf, bereitet wieder alles vor, plant, kauft, reist, und stellt sich auf Silvester ein. Früher war das schließlich die Party des Jahres, die muss gut werden, darauf haben wir uns doch gefreut. Nur ist sie am Ende vielleicht enttäuschend – die Gäste passen nicht zueinander, das Essen ist medioker, der Alkohol zu wenig oder zu viel und um Mitternacht raucht und knallt es – bei eisigem Sekt und nassem Wetter.
Und dann starten wir wieder in den Alltag und alles ist so, wie es vorher auch schon war. Es sei denn, wir suchen für uns ein bisschen Stille. Die Stille in uns, die wirklich heilsam sein und all das Laute da draußen kompensieren kann. Wir lernen dann vielleicht, nicht so viele Erwartungen zu haben, milder zu werden – mit den anderen, aber auch mit uns selbst. Und das tut unendlich gut – uns und unseren Beziehungen. Wir richten den Blick wieder auf das Positive und finden die Energie, uns für ein besseres Zusammenleben einzusetzen – z.B. für die Abschaffung der Silvester-Knallerei.
Die Stille finden, nur wie macht man das?
Mit Yoga: Das große Ziel von Yoga ist die Stille/das Einssein, und sie kann über das Praktizieren der acht Stufen erreicht werden: Yama – zwischenmenschliche Ethik, Niyama – persönliche Lebensführung, Asana – Haltung, Stellung, Pranayama – Atmung, Kontrolle der Lebensergie, Pratyahara – Entspannung, Rückzug der Sinne, Dharana – Konzentration, Dhyana – Meditation und Samadhi – Einssein.
So kennt man Yoga: Asanapraxis
Alle acht Stufen sind letztlich Techniken, um Stille zu erfahren. Da ist zum einen die Asana-Praxis, die uns stiller werden lässt, weil wir den Blick nach innen richten. Dabei ist es wichtig, für sich selbst den richtigen Stil zu finden: eine ruhige, eher kontemplative Praxis ist für die einen genau richtig, für die anderen muss die Praxis dynamisch und schweißtreibend sein, damit sie zur Ruhe finden können. Aber egal, wie unterschiedlich die Yogastile sein können, ein gemeinsames Ziel haben alle: Sie dienen als Vorbereitung für die Meditation. Und diese Vorbereitung ist unbedingt notwendig, damit der Körper zur Ruhe kommen und Stille einkehren kann.
Meditieren? Ist doch “nur” Stillsitzen
Neben der Asana-Praxis bzw. danach kommt also die Meditation – im Yoga Dharana und Dhyana, die uns Stille erfahren lässt. Ich schreibe bewusst „neben“, denn für mich ist Asana schon eine Erfahrung von Stille. Meditation ist die Krönung, die geübt sein will – der Weg dahin zählt aber eben auch. In der Meditation stellt die Stille sich nicht sofort ein, im Gegenteil, zunächst ist es da richtig laut in uns – unser Monkey-Geist springt hin und her, wir stellen diese Springen fest, ärgern uns, wollen ihn zur Ruhe zwingen, das funktioniert nicht, und so fort. Aber das ist der Weg, und den gilt es zu gehen. Irgendwann stellen sich dann kurze stille Phasen ein, wie ein Aufblitzen, das uns daran erinnert, warum wir da sitzen. Und dieses Aufblitzen ist es, wofür wir da sind.
Der Atem: Highway zur Seele
Asana, ist eine Möglichkeit, den Körper vorzubereiten auf die Stille, die wir in der Meditation suchen. Eine weitere Technik ist Pranayama – Atemtechniken, die uns auch dabei helfen, nach innen zu spüren, diesen Innenraum zu weiten und wahrzunehmen. Und es muss gar keine komplizierte Technik sein, allein das bewusste Atmen mit verlängerter Ausatmung lässt uns ruhig werden und nach einer Weile kann Stille und Zufriedenheit in uns einkehren. Wenn wir Pranayama üben, erfahren wir, wie groß der Einfluss des Atems auf unser Gemüt ist – und umgekehrt. Und dies können wir uns zunutze machen, um uns zu beruhigen und um Stress zu reduzieren.
Den Fokus auf unser Inneres richten und geschehen lassen
Durch Yoga-Techniken kann Stille erfahren werden, nämlich indem sie uns dabei helfen, den Fokus auf unser Inneres zu richten und zu beobachten, was geschieht. Auf ähnliche Weise funktioniert das beim Schreiben – momentan ist ja das Journaling ein neuer Trend – aber ist der wirklich so neu? Schreiben hilft, um mit sich selbst in Kontakt zu kommen, v.a. dann, wenn wir einfach drauf los schreiben dürfen. Nicht umsonst gibt es den Spruch „sich etwas von der Seele schreiben“. Schreiben hilft uns auch, unseren Alltag zu organisieren – mit den entsprechenden Listen, To-Do-to-Be-Büchern, es hilft, Geheimnisse, mitzuteilen – zumindest dem Papier – und Ängste loszuwerden, etc. Kurzum: Schreiben hilft, um „leer“ zu werden, den Geist zu zu klären und zu befreien. In dieser Hinsicht tritt das Schreiben in Verwandschaft mit der Meditation. Dafür muss man auch nicht gut schreiben können, es reicht, es einfach zu tun, ganz so, wie der innere Schnabel es vorgibt.
Wenn ihr der Stille den richtigen Boden bereiten, wenn ihr dem Lärm in unserer Welt etwas entgegen setzen wollt, um entspannter durch das Leben zu tanzen, dann praktiziert Yoga, macht Atemübungen, schreibt oder fokussiert euch sonst auf eine Weise, die euch stiller und entspannter werden lässt – ohne anderen dabei zu schaden.
Das war er, der erste Beitrag über die Stille – ich hoffe, er gefällt!
Foto: Ute Freundl