Yogatradition: Was bist du – Traditionspurist oder Mischling?
Ich übe beinahe solange Yoga, wie ich professionell schreibe –nämlich seit 1999. Meine Ausbildung habe ich 2009 bis 2001 absolviert und während dieser Zeit sehr intensiv Ashtanga Yoga geübt. Mittlerweile bin ich eine große Freundin vom Stilmix – und habe meine ganz persönliche Richtung kreiert – eine dynamische Praxis mit Elementen aus dem Anusara Yoga, Liquid Yoga und der Exaktheit von Iyengar: Ich nenne sie: das ist yoga – siehe das-ist-yoga.de.
Ich finde, der Stilmix hat seine Berechtigung. Denn er pickt sich das Beste aus den verschiedenen Traditionen heraus. Nicht willkürlich, sondern intelligent zusammengesetzt – denn schließlich – und das wissen wir alle – gehen all diese Stilrichtungen zurück auf die Tradition des Hatha-Yoga, bestehend aus Körperübungen, Atemübungen, Reinigungsübungen, Konzentrationsübungen, Meditationen – das alles mit dem Fokus der Selbsterforschung.
Aber das ist halt meine Meinung als Textyogi. Wie seht ihr das? Wie sehen die bekannten Yogagurus das? Wahrscheinlich macht es einen Unterschied, ob ich einen Ashtangi dazu befrage oder einen Vinyasa-Lehrer. Mich würde auch interessieren, wie das die Schüler sehen und welche Erfahrungen sie gemacht haben. Was seid Ihr: Traditionspuristen oder Mischlinge?
Mir ist wichtig, dass wir diese Frage nicht mit einer Bewertung verbinden. Ist es denn nicht eher im Sinne der Yogaphilosophie, wenn wir beiden Ansichten eine Daseinsberechtigung geben? Letztlich kommt es doch auf unsere innere Einstellung, die korrekte Ausführung und die Regelmäßigkeit an, mit der wir Yoga üben – ihr wisst schon „Sthira Sukham Asanam“. Und auch auf die Befindlichkeiten des eigenen Körpers, der Abwechslung in seiner Übungspraxis braucht, sonst schleichen sich Gewohnheiten ein – zumindest bei mir.
Ich brauche eine Praxis, die mal ruhig ist, bei der ich den Schwerpunkt auf die Atmung lege und Dehnungen vertiefe. Dann wiederum gibt es Tage, an denen ich sehr dynamisch übe und gezielt an schwierigen Asanas feile– wieder und wieder. Dabei versuche ich aber stets, nicht am Erfolg – oder Nicht-Erfolg dieser Wunsch-Asana zu kleben. Meine Erfahrung hat mir (oft schmerzhaft) gezeigt, dass es nicht gut ist, sich auf das Beherrschen einer bestimmten Asana zu versteifen: Dabei vergisst man nämlich gern alles andere, was wichtig ist für eine ausgewogene, beharrliche und gesunde Praxis. Ich versuche also mein Ego nicht so ernst zu nehmen, damit es keine Macht über mich hat. Und das fällt mir bei einer ruhigeren Praxis sehr viel leichter.
Foto: Ute Freundl
Jeder wie er mag! Für mich kommt nur Ashtanga in Frage. Je tiefer ich in diese Praxis vordringe, desto mehr fasziniert sie mich und desto mehr Energie gibt sie mir. Dabei kommt es nicht darauf an, jede Asana zu meistern. Aber durch die festgelegte Abfolge der Positionen muss man alles anpacken. Asanas, die man mag, welche die einem nicht so gefallen und dann die, die man wohl nie meistern wird. Aber probieren kann man alle, es gibt für jeden Körper die passende Variation.
Für mich ist die Ashtangapraxis inzwischen eine Art Tanz. Vom ersten Sonnengruß bis zum letzten Uth pluthi im Gleichmaß in Bewegungen und Atem bleiben. Dann kommt irgendwann der vielgepriesene Flow. Zwar nicht immer, aber immer öfter ?
Liebe Christl, ja, deine Entwicklung ist sehr schön zu beobachten und du hast meine Hochachtung dafür!