Es ist wieder soweit – die Vorweihnachtszeit ist da: Die Weihnachtsmärkte in den verschiedenen Stadtteilen öffnen nach und nach, der Nachbar hat schon die Weihnachtsbeleuchtung angebracht – wie immer vor dem ersten Adventswochenende – und zahlreiche Termine für Weihnachtskonzerte, Adventsbasare und Spendenaktionen in den Schulen der drei Kinder flattern ins Haus.
Darüber hinaus stehen diese Themen am: Adventskalender für die eigenen und die Patenkinder basteln, Weihnachtsgeschenke für alle Großen und Kleinen planen und die Omas und Opas mit Geschenkideen versorgen, Lichterketten anbringen, Adventskranz binden, basteln oder kaufen, Plätzchen backen, und ach da war ja auch noch Nikolaus – also auch hier die Säckchen und kleine Geschenke besorgen, das Festmenü zusammenstellen, entsprechende Zutaten vorbestellen, die Silvesterfeier planen, und oh je – die kleineren Kinder haben noch nichts Festliches zum Anziehen, auch das muss noch besorgt werden, damit sie sich neben den vielen Schleifchen tragenden Kindern in der Kirche auch wohlfühlen. Und da waren ja auch noch die Weihnachtskarten – aber dazu habe ich schon mal etwas gesagt: Weihnachtskarten an die Kunden schreiben
Und neben all diesen Tätigkeiten, die getan und den Dingen, die besorgt werden müssen, steht natürlich der Anspruch, nicht zu viel Geld auszugeben, möglichst lokal zu kaufen, und den Kindern die eigentlichen Werte, die beim großen Fest vermittelt werden, in Erinnerung zu rufen. Darüber hinaus muss selbstverständlich weiterhin der Job erledigt, der Haushalt nebenbei gewuppt, das tägliche Essen für alle Münder vorrätig und auch gekocht werden. Uff.
Stade Vorweihnachtszeit – von wegen!
Von wegen stade Zeit – das hört sich definitiv nach einer größeren Aufgabe an, die eigentlich nicht zu stemmen ist. Machen wir Frauen dennoch meist ohne viel Hilfe – siehe hier: Spiegel-Beitrag: Warum Mütter als im Kopf haben müssen
Es fühlt sich auch so an, als ob es jedes Jahr noch mehr werden würde – noch mehr Termine, zu denen natürlich selbst gebackene Plätzchen mitgebracht werden müssen, noch mehr Geschäftstermine am Ende des Jahres, weil vielleicht das Budget noch was hergibt und aufgebraucht werden soll. Ich finde, es hilft, wenn man sich all dies vor Augen führt und dann für sich eine Entscheidung trifft: nämlich die Entscheidung, weniger zu machen. Es muss schließlich nicht alles perfekt sein!
Vorweihnachtsstress? Nein danke!
Ich für mich habe mich in diesem Jahr dazu entschieden, keine 72 kleinen Päckchen für den Adventskalender zu packen, denn mir gehen schlichtweg die Ideen aus. Es liegen noch genügend Haargummis und Radiergummis vom letzten Jahr rum, und der große Sohn hat seinen Vorrat an Adventskalender-Deos auch noch nicht aufgebraucht. Also gibt es dieses Mal einfach für jeden einen schönen Bioschoko-Kalender und ein gemeinsames Buch mit 24 kleinen Geschichten, Rezepten und Bastelideen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Kinder das mindestens genauso gut finden und ab und an wird es noch eine Einladung ins Kino als Überraschung oben draufgeben.
An Nikolaus gibt es ein Familienspiel für alle und die Säckchen mit Nüssen und Mandarinen und ein bisschen Schoki sind schnell vorbereitet – oder ich delegiere das, mal sehen – es gibt schließlich auch noch den Mann in der Familie.
Weniger ist mehr – auch bei der Dekoration
Das Thema Weihnachtsschmuck kann man auch entspannt angehen: Oft ist weniger mehr, und schon ein paar Zweige auf dem Esstisch zusammen mit Mandarinen und Nüssen sehen sehr schön und weihnachtlich aus. Kerzen hat man ja immer im Haus, die kann man überall verteilen und abends anzünden und schwupps hat man die Weihnachtsstimmung herbeigezaubert. Anstelle des traditionellen Adventskranzes habe ich dieses Jahr eine schöne Schale genommen, vier passende dicke Kerzen hineingestellt und das ganze mit Walnüssen aufgefüllt. Sieht schön aus und das Beste daran: keine trockenen Tannennadeln, die überall rumfliegen, keine Brandgefahr. Juhu. Dafür hängt an der Haustür ein Kranz, den die Kinder geschmückt haben – der hält an der frischen Luft sehr gut und sieht nett aus. Das war es!
Und ich bin mir sicher, sowohl bei den Anziehsachen als auch bei den Geschenken und Mahlzeiten können wir alle abspecken, ohne dass es deswegen weniger festlich sein muss. Schließlich bestimmt auch die Haltung, mit der wir einen Festtag feiern, das, was am Ende dabei rauskommt. Und all das perfekte und festliche Glitzerzeug hilft nichts, wenn am Weihnachtstag selbst alle nur noch genervt sind und sich in die Haare bekommen oder erschöpft sind und das Ganze gar nicht mehr genießen können.
Stress reduzieren geht!
Wo kannst du ein bisschen Stress rausnehmen und etwas verändern? Es muss ja nicht immer alles so gemacht werden, wie es wir oder unsere Familie seit Urzeiten praktiziert hat. Traditionen sind schön und wichtig, aber sie dürfen auch abgewandelt werden, nichts ist in Stein gemeißelt. Denn bei all dem hektischen Hin und Her in der Vorbereitung bleiben oft die Dinge auf der Strecke, die wirklich wichtig sind und Weihnachten ausmachen: Nächstenliebe, Geschenke, die man nicht kaufen kann, Demut vor etwas Höherem. Bei all der Hektik unseres Alltags das ganze Jahr über ist Weihnachten doch die passende Gelegenheit, sich mal wieder mit diesen Werten zu befassen und sie in die Tat umzusetzen – das kann ja auch im Kleinen passieren, wenn wir zum Beispiel der älteren Nachbarin die Einkäufe ins Haus tragen.
Als ich kürzlich in der Kirche war, saß ein Mann vor mir, der sich das Sterbekärtchen seiner verstorbenen Frau mitgebracht hatte und den ganzen Gottesdienst über weinte. Beim Abendmahl haben wir uns alle an den Händen gefasst – seine waren schrecklich kalt und er tat mir unendlich leid. Nach dem Gottesdienst hat er mich angesprochen und sich bedankt für die Wärme meiner Hände. Wir plauderten ein bisschen und er erzählte mir, dass seine einzige Tochter seit 20 Jahren nichts von sich hören ließe und auch nicht zur Beerdigung der Mutter gekommen sei. Er sei jetzt ganz allein mit seiner Trauer.
All we need is Love
Wie schlimm, dachte ich mir. Wie können Menschen, die sich bestimmt mal sehr geliebt haben, sich so sehr voneinander entfernen, frage ich mich. Klar es gibt bestimmt auch triftige Gründe, warum diese Dinge passieren. Und trotzdem, ohne die genauen Hintergründe zu kennen, denke ich, wie alle sollten etwas dafür tun, dass die Liebe bleibt.
So – das waren im Grunde meine weihnachtlichen Worte gegen den Stress in der Vorweihnachtszeit und für ein bisschen Entspannung. Und es tut gut, sie aufzuschreiben – ich hoffe, es macht ein bisschen Spaß sie zu lesen!