Kreativitätstechniken

Was braucht es, um kreativ zu sein?

Das tägliche Stückchen Schokolade? Die Tüte Studentenfutter? Rotwein und Zigarette? Den Spaziergang in der Natur? Die Liste kann unendlich erweitert werden. Denn ich bin überzeugt davon, dass Kreative ihre eigenen Rituale haben, die sie vielleicht auch ganz unbewusst anwenden. Und bevor ich in die Runde frage, gebe ich natürlich mein tägliches Ritual preis:

Ich stehe jeden Morgen auf der Yogamatte, meist um 7.45 Uhr, wenn alle anderen unterwegs sind Richtung Schule und Arbeit. Dann ist meine Zeit gekommen: Zeit, um mich zu dehnen, bewusst zu atmen, meinen Unterricht vorzubereiten. Das geschieht ganz intuitiv – meist ist das, was gut für mich ist, auch gut für meine Schüler. Nach einer Stunde bin ich fertig und ziehe mich an. Dann mache ich mir einen Cappuccino – nein, keine Matcha-Latte, leider. Mit dem Kaffee und genug Wasser ausgestattet, setze ich mich an den Schreibtisch und fange an zu schreiben.

Und kein Witz: Durch die Yogaübungen fühle ich mich geistig leer und frei für neue Ideen. Die Worte fließen mir aus dem Kopf in die Tastatur. Dann ändere ich wieder alles und der Text wächst, wird geputzt, korrigiert und wächst weiter. Und wenn es doch einmal hakt, laufe ich herum. Für mich ist es definitiv die Bewegung, die mir hilft, kreativ zu sein.

Wir alle müssen im Job kreativ sein, wenn wir Erfolg haben wollen. Und damit meine ich nicht nur kreative Berufe wie Schreiberlinge, Tänzer, Schauspieler, Musiker, etc. Ich glaube, dass man immer zu einem gewissen Grad kreativ sein muss. Und nur dann bringt die Arbeit Freude. Als Yogalehrerin muss ich immer wieder kreative Wege finden, um das zu vermitteln, was es zu vermitteln gilt. Als Mitarbeiter oder Unternehmer muss ich stets nach neuen Lösungen suchen, um mich abzuheben und Dinge voran zu treiben. Entwicklung ist das Gegenteil von Stillstand – und wer will schon Stillstand?

Ich persönlich setze auf meine tägliche Praxis aus Asanas & Entspannungsübungen, damit Kreativität entstehen kann. Und nicht nur ich: Viele meiner schreibenden Kolleginnen haben ebenfalls bestimmte, regelmäßig ausgeübte Beschäftigungen, die ihre Kreativität fördern. Es braucht also Routine, damit Nicht-Routine entstehen kann? Ich denke ja! Und ich schreibe bewusst „können“. Denn jeder muss für sich selbst herausfinden, was funktioniert.

#fragdietexterin

Die äußere Form bestimmt den kreativen Inhalt mit

Für viele meiner Kolleginnen – vielen Dank lieber Texttreff – ist es wichtig, in möglichst bequemen Klamotten am Schreibtisch oder Küchentisch zu schreiben – manche müssen das sogar gleich nach dem Aufstehen – ohne Morgendusche – tun, um besonders kreativ sein zu können. Andere wiederum brauchen das Business-Outfit und das Sich-zurecht-Machen, bevor sie am Schreibtisch produktiv sein können.

Bewegung schafft Entspannung, schafft Kreativität

Kreativ Arbeitende finden es wichtig und förderlich, sich regelmäßig zu bewegen – Yoga steht hoch im Kurs, aber auch Laufen, Schwimmen oder Spazierengehen. Wenn der Körper gearbeitet hat, ist der Geist befreit und kann sich auf Neues konzentrieren. Der Yogagrundsatz „in einem beweglichen Körper haust ein beweglicher Geist“ zeigt definitiv seine Richtigkeit. Bewegung ermöglicht es dem Geist, zu entspannen. Und Entspannung fördert Kreativität. Beim Yoga kommt im Vergleich zum Sport hinzu, dass der Geist durch die Praxis voll und ganz vereinnahmt wird und so richtig viel zu tun bekommt. Am Ende schwitzt der Geist genauso wie der Körper – und wird leer. Dies schafft die Voraussetzung für Meditation – oder für kreative Arbeit.

Disziplin ist der Anlasser

Disziplin und Regelmäßigkeit des Tuns ist eine weitere wichtige Bedingung für Kreativität: Viele klassische Instrumente zur Förderung von Kreativität funktionieren so – dazu zählen das automatische Schreiben, das Morgenseiten-Schreiben nach Julia Cameron, die ABC-Liste, die Osborn-Checkliste, Brainwriting, der Clicking-Fragenkatalog, die Morphologische Matrix, etc. Sicher sind diese Techniken für Berufsschreiber sehr viel leichter umzusetzen, aber manches funktioniert besser, als man denkt, um die Produktivität anzukurbeln. Insgesamt scheint Regelmäßigkeit das Unbewusste in Gang zu setzen.

Die Ordnung der Dinge schafft kreativen Raum

Hinzu kommt das Umfeld: Viele meiner Kolleginnen brauchen Ordnung auf dem Schreibtisch damit kreatives Chaos entstehen kann. Dazu gehören auch weiße Blätter und ein Bleistift in Griffnähe, so dass bei Bedarf geskribbelt und skizziert werden kann. Ein heller Raum und ein Fenster, das einen schönen Blick bietet, sind ebenfalls hilfreich. Außerdem lassen Ruhe, eine Kanne Tee und ausreichend Mineralwasser die Ideen fließen.

Routine ist wichtig. Nicht-Routine auch

Klingt paradox, aber Kreative Köpfe scheinen genau dann ausbrechen zu müssen, wenn sie sich in ihrem gewohnten Ablauf eingerichtet haben. Passt alles so weit, muss manchmal etwas ganz anderes her: Für die einen heißt das Buchhaltung machen, Unterlagen sortieren oder Notizen wegpacken. Für die anderen sind es familiäre Umgebungsgeräusche, die spontane Tour in die Stadt, um unter Menschen zu sein, oder Hausarbeit. Bügeln funktioniert für mich sehr gut, v.a. im Winter, wenn ich fröstelnd am Schreibtisch sitze und gerade nicht vorankomme.

Austausch und Netzwerken bringt’s

Mein berufliches Netzwerk bestätigt es: Netzwerken, gemeinsames Brainstormen, Nachdenken, und Reden bringen Ideen an die Oberfläche – und das lässt sich mit Sicherheit für alle Berufe sagen. Ein guter Kunden- bzw. Mitarbeiterkontakt und eine offene Kommunikation sind ein fruchtbarer Boden, auf dem Ideen wachsen können.

Last not least: ausreichend Schlaf und Entspannung

Zum Schluss möchte ich noch den Hinweis einer Kollegin aufführen, die aufgrund von Lärmbelästigung längere Zeit nicht gut schlafen konnte. Erholsamer Schlaf und Entspannung gehören zu den Grundvoraussetzungen für kreatives Schaffen. Womit wir wieder beim Yoga wären…Manches können wir nicht umsetzen, aber wir können uns bemühen, für die besten Rahmenbedingungen zu sorgen, die möglich sind. Vielleicht haben wir gerade mal Zeit, um ein paar Lockerungsübungen am Schreibtischstuhl zu machen. Vielleicht gehen auch nur ein paar Atemübungen. Aber die gehen immer! Mehr dazu demnächst…

Foto: Ute Freundl

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