Daheim bleiben: Mittlerweile geht es in die achte Woche, in der viele von uns im Homeoffice arbeiten, die Kinder beim Homeschooling unterstützen, online ihrem Sport oder sonstigen Hobby nachgehen und die üblichen Wege auf ein Minimum reduzieren. Für viele von uns hat sich der Alltag radikal geändert. Für uns alle hat sich das soziale Miteinander deutlich reduziert, was zum Teil sehr schmerzhaft ist – vor allem für Menschen, die jetzt mit Einsamkeit zu kämpfen haben. Und für viele von uns ist eine neue Bedrohung in ihr Leben getreten: Existenzangst. Vor zwei Monaten gab es sie noch nicht, die Geldsorgen, oder die Sorgen um den eigenen Betrieb. Jetzt hat sich das geändert. Über diese Existenzangst geht es in meinem Gastbeitrag: Mittelstand, quo vadis?
Es ist nicht so leicht, dieses Daheim bleiben – eine schwere Zeit für uns alle. Das ist nicht zu ändern und wird sich erst allmählich verbessern. Mit den Folgen werden wir noch lange zu tun haben. Aber abgesehen von den negativen Seiten dieser Krise, die unbestreitbar sind und für viele definitiv eine Existenzbedrohung: Es gibt sie trotzdem – die Chance in der Krise.
Daheim bleiben: Krise als Chance für mehr
Das Daheim bleine ist nicht für alle das gleiche Ding: Ich spreche bzw. schreibe hier aus einer privilegierten Position heraus: Ich habe das große Glück, mit meiner Familie nicht auf engem Raum zu wohnen. Feld und Wald sind um die Ecke und wir sind zum Glück alle gesund. Wir können diese Krise auch als Chance nutzen, weil wir als Familie weiter zusammengewachsen sind. Und weil wir keine Existenzsorgen haben müssen.
In dieser Krise merke ich, dass wir wieder mehr lesen und diskutieren, dass wir die gemeinsamen Mahlzeiten mehr genießen und uns alle freuen, wenn wir uns von unserem Lieblingsitaliener oder -Inder ab und an Pizza oder Reisgerichte holen. Und ich merke, dass ich deutlich mehr meditiere. Ich finde endlich regelmäßig die Ruhe, um in Ruhe still zu sitzen. Ich merke, wie ich daraus Kraft schöpfe und Ängste nicht viel Raum einnehmen. Und ich merke, wie ich kreativer werde, meinen Gedanken freien Lauf lasse, neue Ideen habe und offener werde, für das, was sich verändern wird.
Unser Geist braucht Nahrung und die Welt der Bücher ist so nah wie nie: Unser lokaler Bücherladen hat in der Krise kostenlos geliefert, jetzt ist er wieder geöffnet und es macht Spaß, sich dort mit Lesefutter zu versorgen. Denn ganz ehrlich – die Welt im Netz ist auch anstrengend und ich genieße es, mich immer öfter offline in ein Buch zu verabschieden. Diese Zeit fühlt sich dann fast ein bisschen wie Urlaub an. Und wenn der Geist gut genährt ist, soll auch der Körper seine Vitamine bekommen.
Es gibt fast keine Entschuldigung, jetzt nicht Yoga zu üben
Yoga ist für mich das Beste an dieser Krise: Yoga kann einfach weiter geübt werden – und das gilt auch für Anfänger. Denn ein paar Basisübungen genügen schon, wenn sie langsam und bewusst ausgeführt werden. Den eigenen Atem zu spüren und zu vertiefen, den Körper bewusst wahrzunehmen und sanft zu dehnen, das tut in Krisenzeiten einfach gut.
Außerdem ist während dieser Krise endlich Gelegenheit, täglich zu üben. Fahrtwege entfallen für viele – also los, rauf auf die Matte und Yoga üben: Es gibt eigentlich fast keine Entschuldigungen mehr, nicht zu üben. Denn Yoga ist auch geeignet für Leute, die nicht beweglich sind. Oder für Menschen, die körperliche Einschränkungen haben. Es gibt eine Vielzahl an Übungen und entscheidend ist sowieso der Umgang mit dem Atem. Sitzen und atmen oder eine einfache Yogahaltung üben, die den Körper aufrichtet und dabei bewusst und tiefer atmen – das kann fast jeder und hat definitiv positive Wirkungen auf den Körper und unseren Geist.
Gebt dem Stress daheim nicht die Oberhand
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Yoga und Meditation Stresssymptome deutlich reduzieren können. Diese Krise stresst uns alle auf irgendeine Art und Weise. Gebt dem Stress nicht die Oberhand – ihr könnt dagegen etwas tun. Anleitungen für einfache Yoga- und Atemübungen findet ihr genügend – zum Beispiel auf Youtube, auch auf meinem Kanal: textyogi auf youtube
Wenn ihr im Stressmodus seid, kommen euch keine guten Gedanken. Im Gegenteil. Wir geraten nur tiefer in eine Negativspirale, die nicht hilfreich ist. Yoga ist hilfreich, um den Geist zu beruhigen. Und auf diesem Nährboden wachsen sie, die fruchtbaren und kreativen Gedanken, die uns vielleicht der Lösung eines Problems näherbringen.
Ihr wollt keine Anleitung aus dem Netz und habt wenig Erfahrung mit Yoga? Dann beginnt doch damit:
Deine Atemübung für jeden Tag, zu jeder Zeit
Sitze aufrecht – auf dem Stuhl mit hüftbreit aufgestellten Füßen oder auf einer gefalteten Decke im Schneidersitz. Schließe die Augen. Spüre die Sitzunterlage und lasse dich über die Sitzbeinhöcker schwer in die Unterlage sinken. Spüre zugleich deine Kopfmitte. Stelle dir vor, du hängst an einem feinen, unsichtbaren Faden, der an deiner Kopfmitte entspringt. Dann spüre für ein kleine Weile deinen Atem im Bauchraum. Lass den Bauch weich. Danach vertiefe die Atmung und finde diesen Rhythmus: Atme auf sechs Takte ein, auf acht Takte aus. Atme dabei tief, aber entspannt. Bleibe bei dieser vertieften und verlängerten Atmung für vier Minuten ungefähr. Dann löse langsam auf und gehe zurück ins Leben.