Überall liest man über Influencer. Wieder so ein neues Wort, das aus dem Englischen stammt, und doch in aller Munde ist – fast jeder weiß mittlerweile, dass damit nicht das Grippe-Virus gemeint ist. Aber welche Rolle spielt Influencer Marketing wirklich? Was ist von dem Trend zu halten? Das habe ich mich gefragt – und ein bisschen geforscht.
Wenn Unternehmen mit Bloggern oder Youtubern zusammenarbeiten und dadurch ihre Bekanntheit bzw. ihr Image verbessern möchten, nennt man das Influencer Marketing. Und das ist im Prinzip nichts Neues. Schon immer gab und gibt es Testimonials, Prominente, Stars, die Werbung für Unternehmen oder Produkte gemacht haben. Der Unterschied zu den heutigen Influencern ist vielleicht, dass Influencer nicht unbedingt dafür bekannt sind, dass sie besonders gut aussehen, schauspielern oder singen können. Oft sind sie einfach bekannt, weil sie sich bekannt gemacht haben.
Influencer: The show must always go on
Influencer zeigen sich. Sie bieten einen Blick in ihren Alltag, tragen Privates an die Öffentlichkeit. Machen sich selbst zum Star. Und das funktioniert in der neuen Social-Media-Welt sehr gut. Warum, das kann ein Psychologe bestimmt besser erklären. Ich vermute, das hat mit dem voyeuristischen Bedürfnis vieler Menschen zu tun, das ja auch für den Erfolg der Klatschmagazine verantwortlich ist. Oder es ist simple Neugier, die die Menschen dazu antreibt, hinter die Kulissen schauen zu wollen. Auf jeden Fall funktioniert das in der Social-Media-Welt so gut, dass Unternehmen auf die Follower-starken Blogger aufmerksam werden und sie in ihrem Tun unterstützen. Dadurch bekommen sie noch mehr Anhänger und die Maschinerie ist in Gang gesetzt. Und der Vorteil von Influencern im Vergleich zu etablierten Promis liegt auf der Hand: Sie belasten das Marketingbudget (noch) nicht so stark.
Die W&V schreibt, dass inzwischen jeder elfte Deutsche als Influencer gilt und mit seinen Beiträgen die Meinungsbilder in Social-Media-Kanälen beeinflusst. Das ist ziemlich viel, finde ich. Eigentlich ein enormes Potential. Verständlich, dass die Unternehmen sich dieses Potential zunutze machen wollen. Influencer Marketing ist zu einer festen Größe geworden, keine Frage.
Bitte Qualität statt Quantität
Wichtiges Kriterium bei der Wahl des passenden Influencers für ein Unternehmen ist die Authentizität. In der Regel sollten Influencer und Follower zusammenpassen, was die Vorlieben und den Lebensstil angehen. Also kann sich das Unternehmen über die Follower eines Influencers einen Einblick in die Zielgruppe verschaffen und entsprechend entscheiden, ob man zusammenpasst. Außerdem sollte der Influencer eine organische Reichweite haben – also keine gekauften Follower. Das, was er oder sie regelmäßig von sich gibt, sollte einen Mehrwert für die Zielgruppe haben und auch zur Unternehmensphilosophie passen.
Geeignete Inhalte sind wichtiger als Follower-Zahlen
Wenn zum Beispiel Gaming-Firmen mit Influencern zusammenarbeiten, die zeigen, wie sie Videospiele spielen, dann passt das selbstverständlich sehr gut. Aber das ist auch der Punkt, es muss stimmig sein. Wenn das gelingt, kann Influencer Marketing durch die Decke gehen. Was ich mich frage, ist, ob Influencer Marketing v.a. für eine junge Zielgruppe funktioniert? Ich glaube ja. Denn es sind v.a. die jungen Leute, die sich im Netz tummeln und dort sehr viel Zeit verbringen. Man wird wahrscheinlich sehr wenige Senioren finden, die sich You-Tube-Videos zu den neuesten Errungenschaften im Gartenbau anschauen oder auf Instagram unterwegs sind. Oder irre ich mich? Darüber wüsste ich gern mehr – wie seht ihr das?
Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde
Aber es ändert sich ja sowieso alles. Und das digitale Zeitalter umfasst immer mehr Altersgruppen. In Zeiten von Klimawandel und Artenschwund ist Nachhaltigkeit das Thema der Stunde. Schön fände ich, wenn Unternehmen mehr auf Influencer setzten, die sich für diese Themen einsetzen. Für Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt- und Artenschutz. Eine Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Influencern, die sich gemeinsam für Nachhaltigkeit stark machen, das wäre doch mal was. Es gibt ja durchaus Start-ups, die nachhaltiges Wirtschaften vorantreiben und dies als Teil ihrer Strategie verankert haben. Wenn diese Unternehmen von Influencern gepusht werden, hätten die doch schneller Erfolg? Würden schneller an die nötigen Gelder kommen, um ihre nachhaltigen Geschäftsmodelle umzusetzen? Also bitte Influencer vor, die sich für Social Responsibility einsetzen!